Brennnesseln haben nicht den besten Ruf. Die meisten Menschen machen bereits als Kind unschöne Erfahrungen mit den Brennhaaren am Stiel und auf den Blättern. Für viele daher ein Grund, die unliebsamen Pflanzen im Garten schnell zu entfernen. Allerdings sind Brennnesseln äußerst nützlich im Garten, zum Beispiel als biologischer Dünger oder zur Schädlingsbekämpfung. Bevor Sie also im Gartencenter nach Düngemitteln Ausschau halten, versuchen Sie es doch mal mit den Brennnesseln in den wilden Ecken.
Brennnesseln als pflanzlicher Dünger – günstig, ökologisch und einfach
Brennnesseln stellen eine hervorragende Grundlage für natürlichen Dünger dar und halten so den Garten gesund. Sie sind sozusagen das Wellness-Programm für das Blumen- und Gemüsebeet. So wirkt eine aus Brennnesseln angesetzte Jauche zum Beispiel förderlich auf das Pflanzenwachstum und die Bildung der Pflanzenfarbstoffe – das Chlorophyll. Auch Regenwürmer lieben einen Boden, der mit einer Brennnesseljauche gedüngt wurde.
Wer Brennnesseln als Düngemittel einsetzen möchte, kann dies bei fast allen Pflanzen des Blumen-, Obst- und Gemüsegartens bedenkenlos tun. Lediglich Möhren, Bohnen, Erbsen, Knoblauch und Zwiebeln vertragen aufgrund des hohen Stickstoffgehalts die Pflanzenbrühe nicht.
Brennnesseljauche herstellen – so einfach geht´s
Für die Herstellung eines flüssigen Düngers, einer sogenannten Jauche, können die wildwuchernden Brennnesseln prima zum Einsatz kommen - vorwiegend das frische Kraut von Frühling bis Sommer. Tragen die Brennnesseln bereits Samen, sind sie für die Jauche unbrauchbar. Benötigt man nur kleine Mengen des Biodüngers, kann man die Jauche auch aus getrockneten Pflanzen herstellen.
Zum Ansetzen der Jauche eignet sich am besten ein Holz-, Ton- oder Kunststoff-Fass. Von Metallfässern ist eher abzuraten, da während der Gärung eventuell unerwünschte chemische Reaktionen eintreten können.
In das Fass kommen reichlich klein geschnittene Brennnesseln. Nach Möglichkeit sollte das Fass dann mit Regenwasser aufgegossen werden.
Füllen Sie Leitungswasser erst in Eimer und lassen Sie es einige Zeit in der Sonne abstehen. Beim Auffüllen des Fasses sollte darauf geachtet werden, dass eine Handbreit bis zum Rand frei bleibt, da die Jauche während der Gärung hochschäumen kann.
Damit keine Vögel oder andere kleine Tiere in das Fass hineinfallen können, sollte es abgedeckt werden, zum Beispiel mit einem Holz- oder Drahtrost. So kann durch das Gitter die Luft weiterhin zirkulieren und diese den Gärungsprozess voranbringen.
Wählen Sie für das Jauchefass einen sonnigen Standort aus, an dem es nun anderthalb bis drei Wochen ziehen kann. Einmal am Tag sollte die angesetzte Jauche durchgerührt werden. Auf diese Weise gelangt Sauerstoff an das zu zersetzende Pflanzenmaterial.
Beginnt die Jauche während des Zersetzungsvorgangs unangenehm zu riechen? Hier kann die Zugabe von etwas Steinmehl aus dem Gartencenter helfen.
Der Pflanzendünger ist dann einsatzbereit, wenn er sich dunkel verfärbt und nicht mehr schäumt. Ab diesem Zeitpunkt können Sie das Fass auch mit einem normalen Deckel schließen. Die Jauche hält sich so bis zum Ende des Gartenjahres. Sind im Herbst noch Reste übrig, können Sie diese bedenkenlos an den Kompost kippen.
Wie man die Jauche richtig einsetzt
Bevor die Jauche verwendet wird, muss sie noch einmal stark mit Gießwasser verdünnt werden. Empfehlenswert ist hier ein Verdünnungsverhältnis von 1:10. Bei empfindlichen Pflanzen oder Setzlingen ist sogar ein Verdünnungsverhältnis von 1:20 ratsam. Wer eine Gießkanne nutzt, kann die Brause vorne abnehmen und die Brühe direkt in einem breiten Strahl an den Wurzelbereich der Pflanzen geben.
Im Kampf gegen Blattläuse hilft ein Brennnesselsud
Bei einem Befall mit Blattläusen und anderen Schädlingen im Gemüsegarten kann ein Brennnesselsud helfen. Im Unterschied zur Jauche muss dieser lediglich etwa 24 Stunden ziehen und kann dann unverdünnt an die befallenen Pflanzen gegeben werden. Hierfür eignet sich eine Sprühflasche besonders gut, um die befallenen Blätter gründlich einsprühen zu können. Nach dem Ansetzen ist der Sud etwa drei weitere Tage wirksam, daher sollte er nach der Ziehzeit sofort verwendet werden.
Gegen Unkraut ist doch ein Kraut gewachsen
Eine der unliebsamen und zeitaufwendigen Aufgaben bei der Gartenarbeit, ist der Kampf gegen das Unkraut. Wer sich etwas Zeit sparen will und vom Jäten genervt ist, kann sich durch das Ausbringen einer Schicht Brennnesseln als Mulchmaterial das Leben leichter machen.
Dabei ist es empfehlenswert die Brennnesseln vorher zu zerkleinern und dann eine etwa fünf Zentimeter dicke Schicht auf die Wege und um die Pflanzen aufzutragen. Dank der Brennhaare der Brennnesseln, werden Löwenzahn, Giersch oder Ackerwinde auf dem Beet regelrecht verbrannt. Die Brennhaare enthalten an ihrer Spitze unter anderem Ameisensäure, die für die Nesseln auf der Haut und den herbiziden Effekt verantwortlich ist.
Zudem versorgt das Brennnessel-Mulchmaterial den Boden mit wichtigen Nährstoffen und hält sogar Schnecken fern.
Starkzehrer wie Tomaten, Paprika oder Kartoffeln lieben eine besonders dicke Brennnesselmulche, Erdbeeren hingegen bevorzugen eher eine dünne und seltenere Beigabe.
Wilde Ecke für Gartenbewohner
Besonders für Schmetterlinge sind wild wuchernde Brennnesseln ein wichtiger Lebensraum. Mehr als 50 heimische Schmetterlingsarten, wie zum Beispiel das Tagpfauenauge oder der Admiral tummeln sich gerne zwischen den Blättern und legen auf den Halmen ihre Eier ab. Die schlüpfenden Raupen finden hier ausreichend energiereiche Nahrung und bleiben dann sogar dem Gemüsebeet fern. (Sie)
Stand: Mai 2024