Ein Schlüsselbund liegt auf dem Tisch

Unseriöse Schlüsseldienste - Teure Retter in der Not

Eine echte Notsituation: Nur den Müll rausgebracht oder kurz mit der Nachbarin gesprochen – die Tür ist zu. Nervosität macht sich breit, wer könnte noch einen Schlüssel haben? Keiner. Dann bleibt nur noch eine Möglichkeit: den Schlüsseldienst anzurufen. Für ihren Service berechnen manche Anbieter astronomische Preise. Welche Kosten sind angemessen - und wann dürfen Verbraucher die Polizei rufen.

Die Verbraucherzentrale und die Polizei warnen vor schwarzen Schafen, die die Notlage der Kundschaft ausnutzen und sofort bar bezahlt werden wollen. Was viele Kunden dann auch tun.

Festpreis am Telefon vereinbaren

Kosten: tagsüber 80 bis 100 Euro, abends und nachts 130 bis 150 Euro

Fällt die Tür ins Schloss, ist ein herbei gerufener Schlüsseldienst schnell zur Stelle. Gewerbliche Türöffner nutzen jedoch zum Teil die Notlage der Kunden mit überteuerten Preisen und Bargeldforderungen. Statt 80 bis 100 Euro verlangen dubiose Dienste ein Mehrfaches. Deshalb hilft nur, die Kosten vor dem Anrücken einer Firma zu erfragen, möglichst die Kosten mehrerer Anbieter zu vergleichen und die Rechnung im Zweifel nicht sofort zu bezahlen. Übt der vermeintliche Retter in der Not jedoch massiven Druck aus und nötigt so seinen Kunden zur Zahlung der Rechnung, sollte der Betroffene die Polizei alarmieren. Die Polizei prüft dann vor Ort die rechtlichen Möglichkeiten.

Unseriöse Firmen operieren meist von einem zentralen Standort aus und versuchen, in Branchenregistern mit aberwitzigen A.A.-Vervielfältigungen an erster Stelle zu stehen und Ortsnähe vorzutäuschen. Rückt dann im Notfall ein solcher Schlüsseldienst an, wird meist verschleiert, woher er kommt. Ausgesperrten wird auch nicht klar, weshalb ihnen nach sekundenschnellem Öffnen der Tür eine saftige Rechnung mit Zuschlägen für Anfahrt, Mehraufwand und Spezialwerkzeug präsentiert wird und sie die Summe sofort und ohne Prüfung zahlen sollen

Astronomische Preise für unnötige Arbeiten

Bevor der Auftrag erteilt wird, sollte deshalb die Vereinbarung akribisch geprüft und am besten noch eine Vertrauensperson hinzugezogen werden. Dann steht im Streitfall nicht Aussage gegen Aussage. Ist eine Tür bloß zugefallen, lässt sich sie sich von einem Fachmann normalerweise in zehn bis 30 Sekunden öffnen. Auch muss die Tür dann in der Regel weder aufgebrochen noch der Zylinder ausgetauscht werden. Beides ist aber häufige Praxis, um die Kosten in die Höhe zu treiben. „Da wird dann noch alles Mögliche zusätzlich verkauft, als neuer Trend Einbruchmeldeanlagen“, so ein befragter Polizist.

Im Fall der Fälle ist auch die Polizei zur Stelle

Viel zu wenige Betroffene erstatten Anzeige. Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Oftmals ist es den Bürgerinnen und Bürgern gar nicht bewusst, dass sie sich in solchen Fällen an die Polizei wenden können. Notrufe nimmt die Polizei unter 110 entgegen. Strafanzeigen können in jeder Polizeiwache erstattet werden.

Ein Faltblatt mit einer Checkkarte zu Notfall-Nummern und rechtlichem Rat bei überhöhten Rechnungen gibt es in jeder Verbraucherzentrale. Adressen unter http://www.verbraucherzentrale.de/home Öffnet sich in einem neuen Fenster

Die wichtigsten Tipps zum Umgang mit Schlüsseldiensten

  • Ortsansässige Firma suchen:
    • Um die Kosten gering zu halten und Angaben nachprüfen zu können, sollten Ausgesperrte im Notfall einen Schlüsseldienst in der Nähe anrufen. Wichtig hierbei: immer nach der genauen Anschrift der Firma und einem verbindlichen Festpreis – in der Regel zwischen 75 und 100 Euro – fragen!
    • Nutzen Schlüsselnotdienste die Bedrängnis von Kunden aus und verlangen mehrere hundert Euro fürs Türöffnen oder wollen keinen Preis nennen, ist es ratsam, auch in der akuten Stresssituation mehrere Anbieter anzurufen und deren Leistungen miteinander zu vergleichen.
       
  • Nur sachgerechte Leistungen akzeptieren:
    • Vor Erteilung eines Auftrags sollte die Vereinbarung exakt geprüft werden. Firmen vor Ort dürfen nur Fahrtkosten innerhalb der Ortsgrenzen berechnen. Unverschlossene Türen lassen sich in der Regel ohne Beschädigung in zehn bis dreißig Sekunden von einem Fachmann öffnen. Für diese Leistung kann nur ein angemessener Betrag und nicht ein Fantasiepreis – etwa für einen zweiten Monteur oder Spezialwerkzeug – verlangt werden.
    • Nur wenn der Notdienst außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten anrückt, kommen zur reinen Tätigkeit Nacht- und Feiertagszuschläge von 25 bis 100 Prozent hinzu.
       
  • Rechnung prüfen:
    • Eine Rechnung sollte nur dann vollständig bezahlt werden, wenn die Arbeiten korrekt ausgeführt wurden und jede Position einzeln aufgeführt und vereinbart worden ist. Kunden, die eine ungewöhnlich hohe Rechnung bekommen, sollten höchstens eine Anzahlung unter Vorbehalt leisten oder besser die Zahlung verweigern und die Rechnung prüfen lassen.
       
  • Nötigung nicht gefallen lassen:
    • Dubiose Firmen werden mit verbalem Druck und erneutem Aussperren versuchen, ihren Rechnungsbetrag sofort zu kassieren. In einem solchen Fall ist es ratsam, die Polizei zu rufen und wenn nötig Anzeige zu erstatten. Hierzu ist es wichtig, die Kontaktdaten des Schlüsseldienstes zu kennen und den Sachverhalt in allen Einzelheiten – von der Auftragsvergabe bis zur Nötigung – am besten mit Bestätigung eines Zeugen zu schildern.
       
  • Vorsorgen für alle Fälle:
    • Wer einen Schlüssel beim Nachbarn deponiert, ist auf den Einsatz eines Notdienstes oftmals nicht angewiesen. Wer sich zudem vorsorglich nach Preisen und Leistungen eines seriösen Schlüsseldienstes sowie weiterer Notdienste erkundigt und deren Rufnummer parat hat, ist für den Fall der Fälle bestens gewappnet.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW / Landeskriminalamt NRW (LKA NRW) / Kreispolizeibehörden des Landes NRW

Stand: September 2019