Wer kennt das nicht: Obwohl Schubladen überquellen und sich die Kleiderstange biegt, fällt die Kleiderwahl schwer. Ursächlich sind meist die wechselnden Kollektionen in den Textilunternehmen, Schnäppchenpreise und Textildiscounter. Besonders Niedrigpreise animieren Käufer zu regelrechten Beutezügen – tatsächlich getragen werden die im Kaufrausch erworbenen Teile dann nur wenige Male und der Kleiderberg im Schrank wächst weiter an.
Das Capsule-Wardrobe-Prinzip: Auf ein Minimum beschränken
Beim Capsule-Wardrobe-Prinzip wird ein minimalistischer Kleiderschrank mit nur 37 Kleidungsstücken pro Saison angestrebt, inklusive Schuhen. Ausgenommen davon sind Unterwäsche, Socken und Accessoires wie Taschen, Schmuck oder Schals. Die Kleidungsstücke sollten vielseitig einsetzbar sein, sodass man, ohne groß zu überlegen, alle gut miteinander kombinieren kann. Während der jeweiligen Saison - Frühling, Sommer, Herbst und Winter - werden keine neuen Kleidungsstücke hinzugekauft. Lediglich zum Saisonwechsel werden wohlüberlegt einzelne Teile nachgekauft.
Im Kleiderschrank befinden sich nur die Kleidungsstücke, die gerade Saison haben. Alle anderen Teile werden so lange ausgelagert.
Kleiderschrank aufräumen – so fällt es leichter
Schritt für Schritt führen diese Maßnahmen zum Ziel:
Bestandsaufnahme
Als erstes ist es sinnvoll, den Kleiderschrank einmal komplett auszuräumen, um sich einen Überblick über die vorhandene Kleidung zu verschaffen. Dann sollte man die einzelnen Teile begutachten: Was trägt man häufig und gerne? Worin fühlt man sich wohl? Was passt nicht?
Aussortieren
Als nächstes geht es ans Sortieren der Klamotten in mehrere Stapel:
- Kleidungsstücke, die man mag und gerne regelmäßig trägt
Diese Teile können anschließend wieder zurück in den Kleiderschrank gehängt werden. - Kleidungsstücke, bei denen man sich unsicher ist
Trägt man die Teile wirklich noch? Hängt das Herz wirklich so sehr an dem Shirt oder der Hose? Diese Teile können zunächst in einer Kiste verstaut werden. Vermisst man die Kleidungsstücke nach 30 Tagen nicht – weg damit! Am einfachsten ist es, die Kiste ungeöffnet weiter zu geben, etwa zum Second-Hand-Shop oder als Kleiderspende. - Kleidungsstücke, die nicht mehr passen oder die man nicht mehr mag, die aber noch in Ordnung sind
Auch diese Klamotten können getrost weitergegeben werden. - Kleidungsstücke, die kaputt oder abgetragen sind.
Ist hier rein gar nichts mehr zu machen, muss die Kleidung im Hausmüll entsorgt werden!
Analysieren und Kombinieren
Wer sich für Mode begeistern kann, dem fällt dieser Punkt wahrscheinlich nicht schwer. Welche Kleidungsstücke sind nun noch übriggeblieben? Herrschen bestimmte Farben, Muster oder Schnitte vor? So kann man eventuell einen eigenen Stil ausmachen. Lassen sich die restlichen Teile kombinieren? Dann wird es auch in Zukunft einfacher auf Neuanschaffungen zu verzichten.
Mit einer App die Klamotten tracken
Um auch nach dem Aufräumen den Überblick im Kleiderschrank zu behalten, könnte das „Wardrobe Tracking“ eine hilfreiche Ergänzung sein. Dabei wird möglichst konsequent die Bestandsaufnahme des Kleiderschranks in einer App dokumentiert: Welche Kleidungsstücke sind im Kleiderschrank vorhanden? Wie oft werden diese getragen? Wie viel hat die Anschaffung des Kleidungsstücks gekostet? Um einen guten Überblick zu erhalten, ermöglichen die „Wardrobe Tracking Apps“ Fotos der Klamotten abzuspeichern. Sobald die Kleidung in der App erfasst ist, kann man die Häufigkeit der Nutzung beobachten. Jedes Mal, wenn das Kleidungsstück angezogen wird, kann dies in der App dokumentiert werden. Schnell wird so deutlich, welche Kleidungsstücke tatsächlich genutzt werden und welche nur im Schrank herumliegen. Jede neu erworbene Hose, Jacke oder Schuhe werden in die Bestandsliste der App aufgenommen. Manche Apps ermöglichen zusätzlich Notizen wie „Spontankauf“ oder „lang geplanter Kauf“. Diese Hinweise können Aufschluss geben, ob Spontankäufe auffällig oft als Fehlkäufe in den Tiefen des Schranks verstauben.
Kaufverhalten ändern
Natürlich sollte dann zukünftig auch vorausschauender eingekauft werden. Die Fragen: „Was brauche ich tatsächlich?“, „Gefällt mir das Kleidungsstück wirklich?“ oder „Kaufe ich das Kleidungsstück nur, weil es reduziert ist?“ können dabei helfen.
Steht man bereits in der Anprobe und ist sich mit einem Teil unsicher, kann es helfen, das Kleidungsstück zurück zu hängen und eine Nacht darüber zu schlafen. Geht es einem nicht mehr aus dem Kopf, kann man es auch einen Tag später noch kaufen.
Second-Hand-Läden oder Flohmärkte sind eine nachhaltige und günstige Gelegenheit Kleidung zu erwerben.
Kleidung für einen einmaligen Anlass kann manchmal auch bei Freunden oder Verwandten ausgeliehen werden – nachfragen lohnt sich!
Kaputte Reißverschlüsse, eine zu weite Hose oder ein Loch? Kein Problem für die Schneiderei! Für wenig Geld kann man hier manches Kleidungsstück noch retten lassen. (sie)
Stand: Mai 2024