Ein Mann hält in einem Erdbeeren Gewächshaus zwei Steigen mit Erdbeeren in den Händen

Hessische Erdbeeren – ein sicherer Genuss

Ob klein oder groß, am Stück oder geschnitten im Fruchtsalat, auf dem Kuchen oder als Eis verarbeitet: Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Früchten - mehr als drei Kilogramm werden von den Hessinnen und Hessen jedes Jahr verspeist.

Ein Teil der jährlichen Erntemenge kommt aus heimischem Anbau wie den bekannten regionalen Obstregionen der Wetterau oder im südlichen Hessen. Aber es werden auch große Mengen an Erdbeeren aus Spanien oder Nordafrika importiert. Damit Verbraucher ihre Erdbeeren genießen können, werden die Früchte auf die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Warum werden Pflanzenschutzmittel überhaupt eingesetzt?

Pflanzenschutzmittel sind Stoffe, die Kulturpflanzen vor Schädlingen wie Fraßinsekten oder Krankheitserregern wie Schimmelpilze schützen und somit Ertrag und Qualität der Ernte sichern. Besonders wenn die äußeren Bedingungen durch die Witterung nicht optimal sind, verderben die empfindlichen Früchte bereits vor der Ernte auf dem Feld.

Damit die Pflanzenschutzmittel keine Gefährdung für die Gesundheit der Konsumenten darstellen, müssen sie ein aufwändiges Zulassungsverfahren durchlaufen, bei welchen die Wirksamkeit und auch die giftigen Eigenschaften für Mensch und Umwelt bewertet werden. Bei der Zulassung werden die zulässigen Höchstmengen, die in einem Lebensmittel erlaubt sind, festgelegt. Trotz der Anwendung nach guter landwirtschaftlicher Praxis können Rückstände auf den erzeugten Lebensmitteln verbleiben. Damit die erlaubten Höchstmengen in den Erntemengen auch sicher unterschritten werden, müssen sich jedes Jahr Stichproben von hessischen Erdbeeren einem aufwändigen Analyseverfahren unterziehen.

Kontrollen schützen

Das Hessische Landeslabor (LHL) hat den gesetzlichen Auftrag die amtlich gezogenen Stichproben an Erdbeeren zu analysieren. Zusammen mit verschiedenen Landesbehörden und den kommunalen Veterinärämtern stellen die Untersuchungen den gesundheitlichen Verbraucherschutz und die Sicherheit der Lebensmittel in Hessen sicher. Dazu werden Probenahmen, im Rahmen fester Kontrollprogramme aber auch Anlass bezogen, durchgeführt. Die Proben werden sowohl direkt von Erzeugerbetrieben als auch im Handel oder auch an Marktständen sowie beim Import in die EU (z.B. am Frankfurter Flughafen) entnommen.

Handwerk und HighTech in der Kontrolle

Probennahme und -aufbereitung

Die Proben werden durch Lebensmittelkontrolleure entnommen und zum LHL an den Standort Kassel zur Untersuchung gebracht. Hier wird die Probe zunächst visuell geprüft, gewogen, registriert und dabei genau ihre Herkunft und Identität überprüft und dokumentiert. So kann von Anfang an sichergestellt werden, dass der Weg vom Erdbeerfeld in den Markt oder zum Erzeuger nachvollzogen werden kann.

Danach folgt die Probenaufarbeitung, wobei eine vorgegebene definierte Menge an Erdbeeren von einem Kilogramm zunächst vorzerkleinert und dann eingefroren wird. Danach wird Trockeneis (festes Kohlendioxid) hinzugegeben und diese Mischung mit einer Laborschneidmühle zerkleinert. Ziel ist es aus verschiedenen Früchten eine gleichmäßige und repräsentative Laborprobe zu erstellen.

Im Anschluss müssen die möglichen Pflanzenschutzmittel aus der Probe herausgelöst werden. Dazu wird ein Standardverfahren angewandt, wobei die Laborprobe mit einem Lösemittel versetzt wird; mittels Zugabe von Extraktionsmitteln können die Pflanzenschutzmittel aus den Früchten herausgelöst werden. Durch Zentrifugieren und Filtration erhält man einen Extrakt, welcher für die Messung verwendet wird.

Wie läuft die Analyse ab?

In der ersten Analyse von möglichen Pflanzenschutzmitteln werden die Extrakte in ein hochsensibles Mess-System eingebracht: den Chromatographen. In diesem System ist es möglich, die Mischungen der einzelnen Bestandteile in Einzelstoffe zu trennen. Hierzu wird eine analytische Säule (Trennsäule) verwendet. Diese macht sich zu Nutze, dass verschiedene Substanzen aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften unterschiedlich schnell diese Säule durchwandern und damit identifiziert werden können.

Danach erfolgt die genaue Bestimmung durch ein Massenspektrometer. Dieses Gerät ist einfach ausgedrückt eine extrem genaue Waage. Durch elektrische Spannungen und magnetische Felder ist es möglich, für bestimmte Stoffe (oder Bruchstücke davon) eine genaue für das Pestizid typische Molekülmasse zu bestimmen. In Verbindung mit den Daten aus der Chromatographie ist es nicht nur möglich den Stoff eindeutig zu identifizieren, sondern im Vergleich mit Standardlösungen auch den Gehalt des Stoffes in der Probe zu ermitteln. 

Was geschieht mit den ermittelten Werten?

Die ermittelten Laborergebnisse werden durch die Sachverständigen des LHL geprüft, insbesondere ob die Höchstmengen nicht erreicht oder sogar überschritten wurden. Proben, welche die Höchstmenge nicht eingehalten haben, werden sofort überprüft und es wird mit einem zweiten Durchgang eine Bestätigungsanalyse durchgeführt. Werden die Grenzwerte gesichert von einzelnen Werten gerissen, wird sofort eingeschritten. Die zuständigen Veterinärämter haben mit den erstellten Analysegutachten die Möglichkeit, schnell den Funden bei den Herstellern oder Importeuren nachzugehen und den Sachverhalt vor Ort aufzuklären.

Bei jedem Nachweis einer nicht eingehaltenen Höchstmenge wird berechnet, ob der Verzehr dieses Lebensmittels zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung des Verbrauchers führen könnte. Dazu wird aufgrund toxikologischer Daten und Vergleichsverzehrsmengen errechnet, ob die akute Referenzdosis für einen einmaligen Verzehr überschritten wird. Falls in einer Probe eine gesundheitliche Gefährdung des Verbrauchers nicht ausgeschlossen werden kann, wird sofort eine Meldung im EU-Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel durch den LHL initiiert. So ist es möglich, schnell alle Lebensmittelbehörden der EU und damit die Bürgerinnen und Bürger über den Fund zu informieren.

Ergebnisse der Analyse

Über 400 Pestizide können analytisch in dem Verfahren ermittelt werden. Somit können die relevantesten Pflanzenschutzmittel, die weltweit zum Einsatz kommen erfasst werden. Auch die hessischen Erdbeeren werden regelmäßig untersucht und die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigt, dass die Zahl der Funde weitestgehend niedrig ist. Die Resultate der Analyse ergaben zur Mitte der Saison 2024 ein erfreuliches Bild. Die untersuchten Erdbeeren waren wieder stets unter den zulässigen Grenzwerten getestet. Erdbeerliebhaber können sich daher auch in diesem Jahr die hessischen Erdbeeren schmecken lassen! (eck)

Stand: Juli 2024

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