Fahrradhelm hängt am Fahrradlenker

Lebensretter Fahrradhelm

Ein Fahrradhelm kann bei einem Unfall Lebensretter sein und schlimme Kopfverletzungen vermeiden. Worauf können Verbraucher beim Kauf achten?

Dass ein Helm vor schweren Verletzungen oder gar tödlichen Unfällen schützen kann ist mittlerweile Allgemeinwissen. Trotzdem trägt laut der Bundesanstalt für Straßenwesen nur ein Drittel der Erwachsenen einen Helm beim Radfahren. Dabei lassen sich bis zu achtzig Prozent der Kopfverletzungen bei einem Sturz oder Unfall vermeiden oder in ihrer Wirkung abmildern. Als Gründe keinen Helm tragen zu wollen, wird häufig die Sorge um die Frisur genannt.

Smarte Fahrradhelme

Manch ein Fahrradnutzer würde vielleicht eher zum Helm greifen, wenn die Sorge um das Outfit durch besondere Zusatzfunktionen ausgeglichen werden. Einige Hersteller rüsten ihr Helmangebot daher technisch auf: So können moderne Fahrradhelme im Dunkeln leuchten, einen Blinker setzen oder eine Telefonverbindung zum Handy aufbauen. Außerdem kann der smarte Helm bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzen. Manche Helme weisen in den integrierten Rücklichtern Beschleunigungsmesser auf, welche die Lichter knallrot aufleuchten lassen, wenn abgebremst wird. Einige Anbieter bieten auch eine integrierte Helmkamera an, mit der Videos und Fotos von der Radtour aufgenommen und durch einen eingebauten WiFi-Modus direkt an die sozialen Netzwerke verschickt werden können.

Der smarte Helm muss an die Steckdose

Die möglichen Zusatzfunktionen benötigen eine Stromversorgung, die per Akku geliefert wird. Der Umfang an zusätzlichen technischen Möglichkeiten hat dabei Einfluss auf die Speichergröße, was sich auf das Gewicht des Helms auswirkt. Je nach Typ muss der Helm etwa nach zehn Betriebsstunden in an der Steckdose aufgeladen werden. Bedienen lässt sich der Helm zum Beispiel über eine integrierte Knopfleiste, über eine Fernsteuerung oder per App und Smartphone am Lenker.

Schnickschnack oder tatsächlich mehr Sicherheit?

Erstmal klingen die vielen Funktionen der Helme beeindruckend. Gerade die zusätzliche Beleuchtung durch die LEDs sorgen für Sichtbarkeit in der Dämmerung und im Dunkeln. Auch dass der Helm bei Unfällen einen Notruf absetzt, kann praktisch sein, besonders für Radtouren in unbelebteren Gegenden.

Das Tragen von Kopfhörern oder Headsets im Straßenverkehr ist in Deutschland nicht verboten, solange die Wahrnehmung des Nutzers nicht beeinträchtigt wird. Wichtige Warnsignale wie ein Martinshorn oder eine Hupe müssen vernommen werden können und Kopfhörer und Musik dürfen nicht vom Verkehrsgeschehen, wie etwa einem herannahenden Auto ablenken. Dennoch bleibt fraglich, ob die vielen Funktionen dieser Helme nicht auch vom Verkehrsgeschehen ablenken und eventuell das Unfallrisiko erhöhen können.

Helmpflicht nur bei S-Pedelecs

In Deutschland besteht keine Helmpflicht, auch nicht für E-Bikes. Wer für sich das Fahrradfahren mit Elektrounterstützung entdeckt hat, sollte bedenken, dass die Motorunterstützung zu höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten führt und damit ein Helmeinsatz noch wichtiger wird.

S-Pedelecs gehören zur Gruppe der Leichtkrafträder und unterliegen damit der Helmpflicht. Ohne Kopfschutz von der Polizei erwischt zu werden kann einen Strafzettel nach sich ziehen. Wer sich ohne Helm mit einem S-Pedelec unterwegs bei einem Unfall verletzt muss mit Regressforderungen der Versicherung rechnen.

Fazit

Die Verwendung eines Fahrradhelms ist auf jeden Fall zu empfehlen, auch wenn es keine Helmpflicht fürs Fahrradfahren gibt. Zudem sollte, trotz Helmkamera, Sprachnachrichten und Musik, ein sachgemäßer Umgang mit derlei Ausstattungen und eine aufmerksame Teilnahme im Straßenverkehr immer die höchste Priorität haben.

Tipps zum Kauf von Fahrradhelmen

  • Kauf und Beratung im Fachhandel: Wer sich einen Fahrradhelm zulegen möchte, dem ist der Besuch in einem Fachhandel zu empfehlen. Hier kann man verschiedene Helme testen und sie sich von geschultem Personal richtig einstellen lassen. Auch können direkt Nachfragen zu Neuentwicklungen in der Helmtechnik wie etwa das MIPS-System (Multi-Directional Impact Protection System) gestellt werden.
  • Anprobieren: Bevor die Fahrradtour losgeht, sollten die Helme unbedingt einige Minuten anprobiert werden. Dabei sollte der Helm bequem am Kopf sitzen, die Stirn bedecken und nicht drücken. Mittlerweile lassen sich viele Helme individuell an die jeweilige Kopfform anpassen. Ein gut passender Helm bleibt auf dem Kopf sitzen, wenn man mit ihm wackelt. Mitgelieferte Wechselpolster können zusätzlich den Kopf vor Druckstellen schützen.
  • Kinngurte müssen sitzen: Bei den Kinngurten und Helmverschlüssen gibt es unterschiedliche Modelle, wie etwa einen Klick-Verschluss, ein magnetisches Einrasten oder Karabiner. Wichtig ist, dass die Gurtbänder von vorn über der Schläfe und seitlich vom Hinterkopf einen Winkel bilden und die Winkelspitze direkt unter dem Ohr liegt. Der Kinnriemen sollte dann, ohne unangenehm zu sein, unter dem Kinn verschlossen werden. Passt irgendwo etwas noch nicht, können die Gurte über Verstellschnallen in der Länge noch variiert werden.
  • Belüftung: Gerade im Sommer ist ein Helm mit Lüftungsschlitzen angenehm, ansonsten kann es schnell ganz schön heiß um den Kopf werden und im schlimmsten Fall droht ein Hitzestau.
  • Sichtbar sein: Fahrradhelme sollten selbst reflektierend sein oder mit Reflektoren und bestenfalls einem LED-Rücklicht ausgestattet sein. Generell sind Helme mit hellen und auffälligen Farben natürlich besser in der Dämmerung zu erkennen. Ganz nebenbei heizen sich helle Fahrradhelme nicht so stark von der Sonne auf, wie dunklere.
  • Siegel geben Klarheit: Helme sollten das Prüfzeichen mit der Europanorm DIN EN 1078 (CE) mit dem TÜV und GS Siegel aufweisen. Diese Helme unterliegen den grundlegenden Sicherheitsanforderungen. Auch Helme haben Verfallsdaten: Auf den Helmverpackungen muss ein Verfalls- und ein Produktionsdatum stehen, da das Material mit der Zeit ermüden kann. Dieses sollte nicht überschritten sein. In der Regel halten die Helme etwa fünf Jahre. Ist diese Zeit abgelaufen, sollte der Helm erneuert werden. Auch wenn man kaum Beschädigungen erkennen kann, können kleinste, fast unsichtbare Risse die Sicherheit  stark einschränken.
  • Besser nicht gebraucht kaufen: Da man nicht weiß, wie der Helm behandelt wurde oder ob der Helm bereits einen Sturz abgefangen hat, sollte man vom Kauf gebrauchter Helme besser absehen.

 (Sie/eck)

Stand: Mai 2023

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