Mann am Steuer im Auto

Fahrstil-App: Besser fahren und Geld sparen

Einige Versicherungsgesellschaften bieten Rabatte oder spezielle Tarife für Autobesitzer an, die besonders umsichtig fahren. Das Fahrverhalten lässt sich mit einer App für das Smartphone oder Zusatzgeräten erfassen. Wer kann von diesen Konditionen profitieren? Lohnt es sich, deswegen die Versicherung zu wechseln? Und wie ist das mit dem Datenschutz?

Sensoren erfassen Fahrverhalten

Hand aufs Herz: Kaum jemand würde zugeben wollen, unsicher oder riskant Auto zu fahren. Die Wahrheit ans Licht bringen App-basierte Lösungen für das Smartphone oder Hardware-basierte Telematik-Boxen oder -Stecker für den Zigarettenanzünder, die Fahrstil und Fahrgewohnheiten erfassen. Die Software greift dabei auf die im Smartphone oder in den Telematik-Geräten vorhandenen Bewegungssensoren (Gyroskope) und das GPS-Modul zu. Auf diese Weise können Beschleunigungs- und Bremsverhalten, Geschwindigkeit und Kurvenfahrverhalten gemessen werden. Zusätzlich werden Informationen über den Ort, die Strecke und die Tageszeit erfasst. Hintergrund ist, dass bei Nachtfahrten oder im Stadtverkehr ein höheres Unfallrisiko besteht als bei Fahrten am Tag oder auf der Autobahn.

Die erfassten Daten werden an die Versicherer gesendet und dort ausgewertet. Wie die Daten ausgewertet beziehungsweise interpretiert werden, ist je nach Anbieter unterschiedlich. Allen gemein ist, dass aus dem Fahrverhalten ein Punktestand oder ein Score ermittelt und aus diesem der Rabatt berechnet wird. Hierbei gilt: Je besser der Score, desto höher der Rabatt.

Verändert die Telematik den Fahrstil?

Hintergrund dieser noch recht jungen Entwicklungen ist die Hoffnung, dass der Ehrgeiz der Autofahrer geweckt wird, einen möglichst guten Punktestand zu erreichen und die Fahrer somit quasi spielerisch ein sichereres Fahrverhalten entwickeln. Folge davon wären letztlich weniger Unfälle. Ob dies so ist, lässt sich nicht eindeutig belegen, zumal bestimmte Einflussfaktoren auf die Schadenshäufigkeit – wie dichtes Auffahren, Witterungsbedingungen und Straßenzustände – von der Technik (noch) nicht erfasst werden können. Dennoch erhöht ein als aggressiv eingestufter Fahrstil mit  „Kavalierstarts“, hartem Bremsen oder überhöhter Geschwindigkeit das Unfallrisiko. Wer nachweislich defensiv fährt, wird  deshalb von den Versicherern belohnt.

Anfänger profitieren am meisten

Da die Versicherungsprämien bei Fahranfängern aufgrund des höheren Unfallrisikos vergleichsweise hoch sind, sparen sie mit den Telematik-Tarifen mehr als ältere Autofahrer, die oft bereits hohe Rabattstufen durch langjähriges unfallfreies Fahren erreichen haben. Für ältere Leute können Telematik-Tarife sogar teuer ausfallen als die günstigste Autoversicherung.

Fahren junge Leute nachweislich vorsichtig, lassen sich die hohen Prämien teilweise um 30 bis 40 oder mehr Prozent reduzieren. Deshalb bieten einige Versicherer diese Telematik-Tarife auch nur für junge Leute an. Informationen zu den Telematik-Angeboten der Versicherer finden Sie unter den unten angegebenen Links.

Wie ist das mit dem Datenschutz?

Zwar garantieren die Versicherer, dass die erfassten Daten anonymisiert und zweckgebunden ausgewertet werden. Dies übernehmen andere Firmen, beispielsweise Mobilfunkunternehmen, die der Versicherung lediglich den aggregierten Score bzw. Punktestand personenbezogen übermitteln. Dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass auch der Mobilfunkanbieter aufgrund der obligatorisch aktivierten GPS-Funktion Position und Bewegungsmuster des Smartphone-Besitzers ermitteln kann.

Fahrstil-App nicht nur für Rabatte nützlich

Eine Telematik-App für das Smartphone ist nicht nur aus Gründen der Prämienersparnis interessant. Sie kommt auch für Nutzer infrage, die keinen Telematik-Tarif in Anspruch nehmen wollen oder aufgrund ihrer Altersgruppe nicht mehr nehmen können. Einige Versicherer bieten Apps auch für Nicht-Kunden an. Damit kann man zumindest seine Fahrweise testen und Tipps für ein verbessertes Fahrverhalten erhalten. Im besten Fall hilft die App, den eigenen Fahrstil zu verbessern und das Unfallrisiko zu verringern.

Fazit

  • Telematik-Versicherungstarife lohnen sich vor allem für junge Fahrer
  • Vor Abschluss eines Versicherungsvertrages oder vor einem beabsichtigten Versicherungswechsel prüfen, ob die ausgewählte Autoversicherung einen Telematik-Tarif anbietet und ob man die Voraussetzungen (Alter) erfüllt
  • Prüfen bzw. erfragen, welche Telematik-Methode die jeweilige Versicherung anbietet (Smartphone-App, Box oder Stecker) und überlegen, ob ein Einbau von Hardware (Box) und damit eventuell ein Eingriff in die Fahrzeugelektronik oder lediglich eine Software-Lösung (App) infrage kommt. Jedes System hat Vor- und Nachteile.
  • Wer unschlüssig ist, kann zunächst eine Telematik-App ohne Versicherungsabschluss testen
  • Prüfen, ob man mit der Sammlung und Verwertung der Fahrdaten einverstanden ist

Stand: Oktober 2019

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