Eine junge Frau mit einem Handy in der einen Hand und untergeklemmt ein Paket haltend steht an einer dunklen Mauer.

Wie umweltfreundlich ist der Onlinekauf?

Onlineshopping ist beliebt wie nie! Allerdings wird hierzulande etwa jedes vierte Paket mit bestellter Waren direkt wieder an den Onlineshop zurückgesandt. Umweltfreundlich ist das nicht gerade.

Onlineshopping hat viele Vorteile: Man hat eine große Auswahl, kommt auch an Waren, die es in nahegelegenen Geschäften nicht gibt, und kann sich das Ganze bequem nach Hause liefern lassen. Bezahlt wird bei vielen Onlineshops oft per Nachnahme, mit Kreditkarte, Paypal, Vorkasse oder Rechnung.

Kostenlose Retouren und lange Rückgabefristen: Wenn die eigenen vier Wände zur Anprobe werden

Meist werben Online-Versandhäuser zudem mit einer kostenfreien Retourensendung. Verlockend! Denn auf diese Weise kann man sich bei Unsicherheiten in Größe oder Farbe gleich verschiedene Modelle und Farben zusenden lassen. Der Zahlungsweg „Rechnung“ vereinfacht die Rücksendung zusätzlich. So wird der Kunde erst dann zur Kasse gebeten, wenn die Entscheidung gefallen ist, welche Artikel behalten werden. Zudem bieten die Shops großzügige Rückgabefristen, bis die retournierten Artikel wieder zurückgeschickt werden müssen.

Doch was so praktisch klingt, verursacht auch viele Treibhausgase. Laut der Forschungsgruppe RetourenmanagementÖffnet sich in einem neuen Fenster der Universität Bamberg wurde 2021 jedes vierte Paket komplett oder teilweise an den Versandhandel oder Onlineshop wieder zurückgesandt – schätzungsweise 530 Millionen Pakete, so die Wissenschaftler. Auf diese Retouren gehen etwa 795.000 Tonnen CO2 zurück. Etwa so viel, wie 6,6 Millionen Autos auf der Strecke Hamburg – München produzieren würden.

Die vielen Rücksendungen überfordern nicht nur die Umwelt und den ein oder anderen Paketzusteller, sondern sogar den Online-Händler selbst. So wandern, je nach Versandhaus, viele Retouren direkt in den Müll. Leider ist die schnelle Entsorgung der Retourenwaren häufig preisgünstiger als die Überprüfung der Funktionsfähigkeit und Neuverpackung für den Weiterverkauf.

Hin und Her: Pakettransporte verursachen viele Treibhausgase

Je nachdem welche Geschäfte alternativ für den Kunden zur Verfügung stehen, etwa in der Innenstadt oder in einer Shoppingmall und wie der Kunde dorthin kommt, zu Fuß, mit dem Nahverkehr oder per Auto, kann der CO2-Ausstoß beim Onlineshopping erheblich von diesen herkömmlichen Einkaufsmöglichkeiten abweichen.  Zustelldienste müssen hingegen oft weite Transportwege quer durch Deutschland zurücklegen.  Allein für die Deutsche Post sind zehntausende Lieferwagen hierfür im Einsatz.

Nicht selten benötigen die Paketdienstleister mehrere Zustellungsversuche, bis die gelieferte Ware beim Kunden ankommt. Bei jedem missglückten Zustellversuch muss die Ware dann wieder im Paketwagen mitfahren. Kann das Paket nach mehrmaligen Versuchen nicht zugestellt werden, muss der Empfänger das Paket irgendwann selbst in einer Filiale des Lieferdienstes abholen – ein weiterer Transportweg entsteht.

Der Wunsch nach immer kürzeren oder individuellen Lieferzeiten mit Wunsch-Uhrzeit führt dazu, dass Auslieferungsrouten der Zustelldienste nicht mehr effizient und somit CO2-sparender geplant werden können.

Verpackungsmüllberge durch Onlinehandel

Das Verschicken von Waren verursacht viel Verpackungsmüll wie Kartonage oder Kunststoff. Bei Lebensmittellieferungen kommen noch Isoliermaterial oder Kühlakkus hinzu. Je nach Produkt sind die Verpackungen sogar nur einmal verwendbar, etwa bei Elektronikprodukten.

Nicht selten werden im Versandhandel Paket-Standardgrößen verwendet, sodass neben dem eigentlichen Artikel auch noch eine Menge Füllmaterial mit versandt wird.

Besser sind hier natürlich Verpackungen, die mehrmals benutzt werden können und möglichst nur das beinhaltete Produkt verpacken. Einige Onlinehändler bieten aber mittlerweile Mehrwegbehältnisse an.

Onlinehandel zerstört den lokalen Einzelhandel

Ein weiterer Punkt, über den es sich lohnt nachzudenken: Durch den vermehrten Kauf von Waren im Internet gehen den lokalen Geschäften die Kunden aus – besonders kleinen Boutiquen und Warenhäusern! Tückisch dabei ist, dass viele Kunden sich im Laden vor Ort nur noch beraten lassen oder Kleidung anprobieren, die Ware dann aber doch online bestellen, um vielleicht ein paar Euro einzusparen. Spitzt sich diese Situation zu, verschwinden nach und nach die Geschäfte in den Innenstädten oder auf dem Land. Am Ende trägt dann doch der Verbraucher die Kosten, wenn er für Offline-Besorgungen zukünftig weitere Fahrtwege in Kauf nehmen muss.

Tipps zum umweltfreundlichen Onlinekauf

  • Lokalen Einzelhandel stärken! Bevor Sie überhaupt einen Onlinekauf tätigen, fragen Sie sich im Vorhinein, ob dies wirklich nötig ist. Bekommen Sie die gewünschten Produkte nicht vielleicht auch in Ihrer Nähe?
  • Bleiben Sie fair: Wer nur zwecks Beratung und Anprobe ein Geschäft in der heimischen Innenstadt aufsucht, den Artikel aber dann doch aufgrund geringer Preisunterschiede online bestellt, schadet dem lokalen Einzelhandel.
  • Im Bündel bestellen: Versuchen Sie Ihre Onlinekäufe bei möglichst wenig verschiedenen Händlern zu tätigen, um Verpackungsmüll und CO2-Emissionen durch den Transport einzusparen.
  • Bestellgemeinschaft gründen: Fragen Sie innerhalb der Familie oder im Freundeskreis nach, ob es noch andere Interessenten für eine Bestellung beim Onlineshop gibt. Eine Sammelbestellung kann das Müll- und CO2-Aufkommen verringern.
  • Rücksendungen vermeiden: Kaufen Sie möglichst Artikel, die Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch behalten werden und bei denen eine Retoure nicht nötig ist.
  • Liefertermin ausmachen: Manche Zusteller bieten den Service an, bis zu drei Mal vorbei zu kommen, um die Sendung abzugeben, falls beim ersten beziehungsweise zweiten Zustellversuch niemand zu Hause angetroffen wurde. Logisch, dass durch die Anfahrt des Paketzustellers die Treibhausemissionen pro Paket in die Höhe schnellen. Versuchen Sie daher mit dem Paketdienst oder dem Spediteur einen Liefertermin zu vereinbaren, um vergebliche Lieferversuche zu vermeiden. Alternativ kann eine Paketstation helfen oder die Angabe eines Ablageortes beim Zustelldienst.
  • Produktbeschreibungen sind das A und O: Achten Sie bei der Wahl der Onlineshops auf eine detailgetreue Beschreibung der Artikel. Denn je besser das Produkt bereits in der Beschreibung dargestellt ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dem Kunden nicht passt oder gefällt und wieder zurückgeschickt werden muss.
  • Größentabellen helfen bei der Passform: Bei Onlineshops für Kleidungen können die Größentabellen auf der jeweiligen Website des Shops helfen. Wer seine Konfektionsgrößen nicht weiß, kann einfach mal mit dem Maßband nachmessen. Die Größentabellen geben in der Regel genau an, wo am Körper gemessen werden muss. Auf diese Weise kann man Retouren einsparen, denn häufig ist die falsche Größe der Grund für Rücksendungen im Modebereich.
  • „Prime“ muss nicht sein: Wählen Sie beim Onlinekauf nach Möglichkeit „Standard“ oder „Normal“ als Zustellvariante aus. Lieferungen innerhalb von 24 Stunden, wie beim Express-“oder Prime-Versand, sorgen für zusätzliche Umweltbelastungen.
  • Je lokaler, desto besser! Gibt es die gewünschte Ware auch in Ihrer Nähe? Versuchen Sie möglichst zuerst Käufe beim Händler vor Ort zu tätigen, auch wenn es sich um Onlinekäufe handelt. Bestellungen bei internationalen Großhändlern sollten hingegen die Ausnahme bleiben.
  • Rücksendung im Originalkarton: Wenn Sie doch mal um eine Retoure nicht drum herumkommen, nutzen Sie für die Rücksendung am besten die Originalverpackung des Händlers.
  • Ein Auge auf Umwelt- und Sozialstandards des Händlers: Fragen Sie ruhig beim Onlinehändler nach dem Firmenkodex zu Umwelt- und Sozialstandards, wenn Sie hierzu nichts auf der Website finden. Sobald Ihnen die Auskünfte diesbezüglich zu denken geben, sehen Sie lieber vom Kauf ab. (Sie)

Stand: September 2022

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