Frau kauf in einem Einrichtungshaus ein

Wann ist eigentlich ein Möbelstück nachhaltig?

Schadstoffarme und nachhaltig produzierte Möbel schonen die Umwelt und schützen die Gesundheit. Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit bei der Wohnungseinrichtung?

Es gibt einige Punkte, die man bei Kauf von neuen Möbeln beachten kann, um die eigene Gesundheit zu schützen, die Umwelt zu schonen oder Arbeitsbedingungen für Produzenten zu verbessern.

Besser auf heimische Rohstoffe zurückgreifen

So sollte man etwa nach Möglichkeit Möbel aus natürlichen Rohstoffen auswählen. Bei Holzerzeugnissen ist es dabei sinnvoll, nach heimischen Hölzern Ausschau zu halten, die zudem in Deutschland oder Europa verarbeitet werden. Tropenhölzer sollten besser gemieden werden, da sie zur Abholzung des Regenwaldes beitragen und die Produkte nicht selten unter widrigen Bedingungen für Umwelt und Arbeiter produziert werden. Außerdem weisen sie unnötig lange Transportwege auf.

Holz ist nicht gleich Holz

Aber nicht nur die Herkunft der verwendeten Hölzer ist entscheidend. Auch die Holzart spielt eine Rolle. So ist die Wahl von Echtholz, Massivholz oder Vollholz wesentlich umweltfreundlicher und auch für die Gesundheit unbedenklicher. Grund: Die Hölzer werden weniger mit chemischen Zusätzen lackiert und sind deutlich robuster als Holzwerkstoffe wie Spanplatten oder Sperrholz. Auch wenn Möbel aus dem Discounter erst einmal aufgrund ihres Preises überzeugen, die teureren Massiv- oder Vollholzmöbel sind auch nach einigen Umzügen noch haltbar und können sogar häufig an die nächste Generation weitervererbt werden.

Hier stinkt´s!

Nicht selten befinden sich in Möbeln Schadstoffe, die die Innenluft in den Räumen belasten, Allergien auslösen und bei jahrzehntelanger Belastung sogar krebserregend wirken. Dabei handelt es sich häufig um organische Verbindungen, etwa Terpene und Aldehyde aus Hölzern, Weichmacher aus Lacken oder Lösungsmittel aus Wachsen. Möbel, die zu 100 Prozent schadstofffrei sind, gibt es nicht. Terpene und auch Formaldehyd sind in gewissen Mengen sogar natürliche Bestandteile im Holz. Allerdings: Gerade das Formaldehyd, welches in bestimmten Mengen Augen und Schleimhäute reizen und für allergische Reaktionen sorgen kann, kommt in der Regel aus Holzwerkstoffen wie etwa Sperrholz.

Wer auf „Nummer sicher“ gehen möchte, sollte daher besser zu gewachsten oder geölten Vollholzprodukten greifen.

Siegel helfen dabei den Durchblick zu behalten

Tatsächlich gibt es keine rechtsverbindliche Definition darüber, ab wann ein Möbelstück nachhaltig produziert worden ist. Dem Verbraucher bleibt lediglich die Eigenkontrolle der Hersteller. Hier heißt es dann im Zweifel nachfragen, woher die Rohstoffe stammen und unter welchen Bedingungen die Möbel produziert wurden, sofern dies nicht vom Hersteller gekennzeichnet ist. Letzteres müssen die Hersteller nicht angeben.

Anerkannte Label können aber durch strenge Qualitätsrichtlinien helfen, bestimmte Punkte der Fertigung als nachhaltig zu erkennen.

Blauer Engel
Trägt das Möbelstück das Siegel mit dem Blauen EngelÖffnet sich in einem neuen Fenster bedeutet das, dass beispielsweise das Holz überwiegend aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt. Die Produktion der Möbel erfolgt unter strengen schadstoffarmen und umweltfreundlichen Bedingungen, sodass es auch während der Nutzung und bei einer späteren Entsorgung kaum zu erheblichen Belastungen für Mensch und Natur kommt.

FSC (Forest Stewardship Council)
Beim Forest Stewardship CouncilÖffnet sich in einem neuen Fenster handelt es sich um eine internationale, gemeinnützige und unabhängige Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine verantwortungsvollen Waldwirtschaft zu fördern. Das gleichnamige Siegel zeigt daher auf, dass das für die Möbelstücke verwendete Holz aus Wäldern stammt, die sowohl umweltfreundlich als auch sozial verträglich und ökonomisch bewirtschaftet werden. Dabei wird jede Station vom Baum bis zur Fertigstellung einmal im Jahr von einem unabhängigen FSC-Mitarbeiter genau geprüft und neu zertifiziert. Tipp: Achten Sie dennoch beim Möbelkauf auf FSC-Holz aus heimischen Wäldern!

Naturland
Das NaturlandÖffnet sich in einem neuen Fenster-Label kennzeichnet neben Lebensmitteln aus ökologischem Landbau auch umweltschonend produzierte Holzprodukte. Der Naturland-Verband unterstützt vor allem kleinbäuerliche Familien weltweit. Bezüglich der Holzprodukte sind Holzherkunft und die ökologische Verarbeitung entscheidend.

Öko-Control
Das Siegel „ Öko ControlÖffnet sich in einem neuen Fenster“ des Europäischen Verbands ökologischer Einrichtungshäuser zeichnet unter anderem Möbel und Matratzen aus, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Gleichwohl dürfen die Siegelträger während Herstellung, Nutzung und Entsorgung die Gesundheit der Menschen noch die Umwelt belasten. Öko Control steht für einen hohen ökologischen Standard, der weit über gesetzliche Vorschriften hinausreicht.

Goldenes M
Die Deutsche Gütergemeinschaft Möbel (DGM) vergibt mit dem „Goldenen MÖffnet sich in einem neuen Fenster“ ebenfalls ein Label für die Qualität wie Stabilität oder Haltbarkeit und die Einhaltung der gültigen Richtwerte für gesundheitsschädliche Stoffe. Auch die Haltbarkeit spielt beim Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Sind die Möbelstücke lange nutzbar, müssen weniger häufig neue Teile nachgekauft werden.

Emissionslabel
Je nachdem wie schädlich die Ausdünstungen von Möbel sind, vergibt die DGM unterschiedliche Emissionsklassen von A bis DÖffnet sich in einem neuen Fenster. Emissionsklasse A entspricht dabei den Grenzwert-Anforderungen des „Blauen Engels“, Emissionsklasse D hingegen lediglich den gesetzlichen Grenzwerten.

Eco-Institut Label
Das Eco-Institut LabelÖffnet sich in einem neuen Fenster gilt als ein verlässliches Prüfzeichen für qualitativ hochwertige, umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Produkte. Als Grundlage hierfür dienen umfangreiche Emissions- und Schadstoffprüfungen, die dabei über gesetzliche Festlegungen hinausgehen.

Ungewöhnlich aber umweltfreundlich: Pappmöbel

Einen noch recht neuen Trend stellen Möbel aus Naturkarton da. Ob Bett, Stuhl oder Regal - mittlerweile gibt es kaum ein Möbelstück, was es nicht auch aus Wellpappe oder Wabenkarton gibt. Besonders praktisch dabei: Die Möbel können zu 100 Prozent weiterverwertet werden und preiswert sind sie auch noch! Wer sich Sorgen um die Stabilität des Pappmobiliars macht, dem sei gesagt: Wellpappe oder Wabenkarton sind weit aus belastbarer, als sie aussehen. So kann ein Pappbett meist bis zu 1000 Kilogramm tragen, die Stühle etwa die Hälfte.

Werden die Pappmöbel gepflegt, hat man sogar, laut einiger Hersteller, bis zu zehn Jahren Freude an ihnen. Einfach die Möbel mit einem feuchten Lappen abwischen.

Nachhaltigste Alternative ist immer noch der Gebrauchtkauf

Der ökologischste Möbelkauf ist dennoch der Erwerb gut erhaltener gebrauchter Einrichtungsstücke. Wer handwerklich geschickt ist, kann sich auch an der Restaurierung alter Tische, Kommoden und Stühle versuchen.

Führt kein Weg an einem Neukauf vorbei, sollte die Qualität ein entscheidendes Kaufkriterium sein. Langlebige Betten, Schränke, Tische und Regale machen häufige Neukäufe nämlich vollkommen überflüssig und sind am nachhaltigsten. (Sie)

Stand: September 2020

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