Nahaufnahme einer Sisalplantage

Sisal –wie nachhaltig ist die Pflanzenfaser?

Teppiche, Körbe und Taschen aus Sisal sind nicht nur strapazierfähig, sondern verleihen Räumen und Wohnungen auch ein besonderes Flair. Was ist das Besondere an der Naturfaser und wie nachhaltig ist sie tatsächlich?

Was ist Sisal?

Unter Sisal versteht man die Fasern aus den Agavenblättern, insbesondere die der Sisal-Agave. Es handelt sich also um ein vollständiges Naturprodukt.

Die Agave stammt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika, wird aber erst seit dem 19. Jahrhundert als Nutzpflanze verwendet. Am besten wachsen die Agaven auf trockenem, kargen Böden, somit brauchen die Pflanzen zum Gedeihen weder Pflanzenschutzmittel noch Dünger oder viel Wasser. Bis zu dreimal im Jahr können die Blätter der Agave für die Fasergewinnung geerntet werden. Heutzutage ist Brasilien der Hauptproduktionsort von Sisal, gefolgt von Mexico, Tansania, Kenia und Kolumbien. Aber auch in Europa – in Spanien und Portugal - wird die Agave angebaut.

Agaven dienen übrigens auch der Gewinnung von Agavendicksaft, der beliebten Süßungsalternative.

Was macht Sisal so interessant?

Werden die Fasern getrocknet und zu Faserbündeln zusammengenommen, weisen sie eine hohe Belastbarkeit auf und sind zäh und langlebig - kein Wunder, dass sie gerne als Taue oder Seile verwendet werden. Da sie zudem wärmeisolierend sind, werden sie auch als Dämmmaterial eingesetzt oder zur Befüllung von Matratzen genutzt. Auch modisch macht Sisal einiges her, denn die ursprünglich eher naturbelassenen cremefarbenen bis beigen Fasern lassen sich gut einfärben. So werden sie nicht nur zu Strohhüten verarbeitet, sondern auch zu teilweise bunten, strapazierfähigen Teppichen, Bodenbelägen oder kleineren Möbelstücken und Körben. Als Textilfaser ist Sisal allerdings zu fest und daher ungeeignet.

Wie nachhaltig ist Sisal?

Die Körbchen, kleineren Hocker oder Teppiche sind bei Liebhabern einer trendigen Wohnungsausstattung ziemlich angesagt.

Aber ist die Naturfaser auch wirklich so nachhaltig, wie sie auf den ersten Eindruck wirkt?

Stammen die Fasern oder daraus hergestellte Produkte aus Brasilien, Mexiko oder Ostafrika, haben sie einen weiten Transportweg hinter sich und weisen dementsprechend hohe Treibhausgasemissionen auf. Bei Fasern, die aus europäischer Produktion stammen, ist der CO2-Fußabdruck wesentlich günstiger. Hier kann ein vorheriger Blick auf die Produktbeschreibung oder eine Nachfrage beim jeweiligen Hersteller von Teppichen, Körben und Co. hilfreich sein.

Alternativ gibt es auch Naturfasern, die in Deutschland angebaut und produziert werden, etwa Jute, Wolle, Flachs oder Hanf. Allerdings ist die Optik und auch die Struktur beispielsweise von Teppichen aus alternativen Naturfasern nicht direkt vergleichbar.

Chemische Behandlung für weiche Fasern und gegen Schädlinge

Getrocknete Sisalfasern sind sehr fest und sperrig. Je feiner Teppiche oder Körbe versponnen werden sollen, desto schwieriger wird die Umsetzung. Nicht selten werden die Fasern vorher einer chemischen Behandlung mit Weichmachern oder Formaldehyd unterzogen, sodass sie weicher und biegsamer werden.

Trotz der Tatsache, dass die Agave recht widerstandsfähig gegen Schädlinge ist, werden in einigen Anbaugebieten dennoch die Pflanzen oder die geernteten Blätter und Fasern mit Pestiziden behandelt.

Wer auf „Nummer sicher“ gehen möchte, sollte daher beim Kauf auf schadstoffgeprüfte Produkte achten. Dann sind Teppiche und Dekorationen aus der Naturfaser auch zu 100 Prozent recycelbar.(Sie)

Stand: Oktober 2020

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