eine Hnad hält ein Smartphone und eine miniaturisierte Tüte mit Einkaufsartikeln

Online-Supermärkte im Test

Lieferdienste für Lebensmittel bedienen nach wie vor einen Nischen-Markt: Nur ein Prozent aller Lebensmitteleinkäufe erfolgt bislang online. Dennoch ist die Branche in Bewegung. Einige große Supermarkt-Ketten wie Real und Rewe und sogar Amazon mischen inzwischen mit. Grund genug für Stiftung Warentest, Lieferbedingungen und Qualität der angelieferten Produkte genauer unter die Lupe zu nehmen.

Zehn Lieferdienste getestet

Stiftung Warentest hat bei zehn Online-Supermärkten eingekauft und die Waren auf Frische, Einhaltung der Kühltemperatur und Unversehrtheit geprüft. Die Pünktlichkeit und Vollständigkeit der Lieferung, die Bestellabwicklung, die Verpackung der Lebensmittel, der Umgang mit den Kundendaten und nicht zuletzt die Informationen auf der Website flossen in die Gesamtwertung mit ein.

Kühlung von Frischwaren ist das Problem

Die Einhaltung der Kühlkette ist wesentlicher Bestandteil für die Gültigkeit des Verbrauchs- beziehungsweise Mindesthaltbarkeitsdatums. Laut einer DIN-Norm darf die Temperatur von Frischfleisch vier Grad Celsius, die von Räucherlachs sieben Grad nicht überschreiten. Wird die Kühlkette länger unterbrochen, vermehren sich möglicherweise Keime. Die Lebensmittel können verderben und im schlimmsten Fall Verbraucher krank machen. Ergebnis: Von 245 kühlpflichtigen Waren mussten 136 (56 Prozent) aufgrund von zu hohen Produkttemperaturen mit teilweise mehr als 20 Grad beanstandet werden.

Unversehrtheit überwiegend gewährleistet

Fast jede zweite Erdbeere (43 Prozent) kam nicht unversehrt oder sogar matschig an. Ansonsten hatten die Warentester wenig zu beanstanden: Eier, Sahnebecher und Chips blieben weitestgehend heil.

Pünktlichkeit und Vollständigkeit

Diese beiden Punkte gaben wenig Anlass zur Kritik. Von über 700 Artikeln kamen 19 nicht an. Einige waren nach vorheriger Ankündigung gegen ein vergleichbares Produkt ausgetauscht worden. Die überwiegende Anzahl der Bestellungen (82 Prozent) wurde pünktlich ausgeliefert.

Viel Verpackungsmüll

Sollen die Kühlung und Unversehrtheit gewährleistet sein, ist eine isolierende Verpackung für den Versand oft unumgänglich. Das führt zu erhöhtem Aufkommen an Verpackungsmüll aus Styropor, Luftpolsterfolien sowie Kartons. Einige Lieferdienste verzichten allerdings darauf und bringen die Waren mit eigenen Fahrzeugen in Tüten oder Mehrwegboxen zu den Kunden. All das hat natürlich seinen Preis.

Kosten

Die Waren kosten im Online-Shop nicht mehr als im realen Supermarkt. Aber für Liefer- und Versandgebühren sowie Zuschläge für gekühlten Transport werden in der Regel Preisaufschläge von etwa fünf Euro verlangt. Einige Onlinehändler verzichten ab einer gewissen Bestellsumme darauf.  Zu beachten ist auch, dass etwa 50 Prozent der Händler erst ab einem Mindestbestellwert liefern, der häufig 40 Euro beträgt.

Website und Datenschutz

Die Tester haben das Datensendeverhalten beim Bestellvorgang getrennt nach mobilen und stationären Endgeräten untersucht. Während der Datentransport via PC-Browser nur bei zwei Anbietern als kritisch bewertet wurde, schnitten Smartphone-Apps schlechter ab. Insbesondere entsprachen mobile Anwendungen (Apps) im offenen WLAN meist nicht den Sicherheitsanforderungen oder bestimmte Informationen wie die Namen des Mobilfunkanbieters wurden an den Händler weitergegeben.

Die Websites wurden auf ihre Informationsgehalte zum jeweiligen Lieferdienst und zu den Produkten untersucht. Die wesentlichen Informationen sowie die vorgeschriebenen Produktangaben zu Nährwerten und Allergenen waren überwiegend vorhanden.

Fazit

Im Gesamtergebnis war kein getesteter Lieferdienst „gut“, jeder zweite sogar nur „ausreichend“.  Testsieger wurde myTime.de mit der Note „befriedigend“ (2,7). Der Anbieter ist bundesweit tätig. Informationsgehalte, Lieferung und Kühlung waren untadelig. Kritikwürdig war jedoch der viele Verpackungsmüll. Schlusslicht war wegen Mängeln bei Kühlung, dem Datenschutz und der Einhaltung von Lieferterminen der Anbieter Food.de (Note „ausreichend“ (4,5)), der in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin ausliefert.

Insgesamt betrachtet hat kein Lieferservice die Tester vollends überzeugt. Hauptproblem und
–kritikpunkt ist der nicht immer funktionierende Kühltransport. Auch Datenschutz und anfallender Verpackungsmüll lassen vielfach noch zu wünschen übrig.

Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder wenig Zeit für den Großeinkauf kann ein Online-Lebensmittellieferant jedoch eine praktische Alternative zum Supermarkt vor Ort sein. Allerdings stehen die Online-Dienste nicht überall zur Verfügung, insbesondere in ländlichen Regionen ist das Angebot noch dünn.

Stand: Januar 2020

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