Mann mit Handschuhen repariert eine Digitalkamera

Repair Café: Selber reparieren unter Anleitung

Der Wasserkocher streikt, der Reißverschluss an der Jacke klemmt, die Lehne am Stuhl wackelt. Reparieren lassen ist meist zu teuer – also ab in den Müll? Nein, denn der Trend geht zum Reparieren. Was tun, wenn das nötige Wissen fehlt? In Repair Cafés kann jeder allein oder gemeinsam mit anderen kaputte Dinge reparieren.

Kaum ist die Garantiefrist beim Eierkocher verstrichen, geht das Gerät kaputt. Inzwischen gibt es dafür schon den Begriff „geplante Obsoleszenz“, also geplanter Verschleiß. Damit bezeichnet man eine vom Hersteller absichtlich eingebaute Verkürzung der Lebensdauer von Produkten. Reparieren lassen lohnt nicht, da die Reparaturkosten im Vergleich zum Neupreis unangemessen hoch sind. Doch statt eines Neukaufs ist Selber machen inzwischen angesagt. Wem das nötige Know-how fehlt, der erhält Unterstützung in so genannten Repair Cafés, die es in vielen Städten und zunehmend auch in ländlichen Gegenden gibt.

Was sind Repair Cafés?

Repair Cafés oder Reparatur Cafés sind ehrenamtlich organisierte Treffen, zu denen die Besucher ihre defekten Geräte mitbringen. Im Café finden Laien Hilfe bei Reparaturexperten aus den verschiedensten Bereichen. So beraten dort zum Beispiel Elektriker, Schneider, Schreiner oder Fahrradmechaniker. Mit der Fachkraft kann der Besucher seinen mitgebrachten kaputten Gegenstand begutachten und sich dann – allein oder auch gemeinsam mit anderen - an die Reparatur machen.

Welche Gegenstände können mitgebracht werden?

Ins Repair Café können kaputte Dinge aus dem Alltag mitgebracht werden wie elektrische Geräte, Kleidungsstücke, Geschirr, Möbel, Spielzeug, Fahrräder und vieles mehr. Da viele defekte Gegenstände repariert werden können, lohnt sich ein Besuch. Die Experten erklären dann vor Ort, wie Staubsauger repariert, Handyakkus ausgetauscht oder ein Stuhlbein ersetzt wird.

Die Bandbreite der Reparaturmöglichkeiten ist bei den Repair Cafés unterschiedlich und sollte vorab erfragt bzw. auf deren Homepage eingesehen werden. Reparaturbereiche können zum Beispiel sein:

  • Holzbearbeitung (z.B. Möbel, Holzspielzeug)
  • Elektro (z.B. Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik)
  • Mechanik (z.B. Fahrräder, Kinderwagen, Rollatoren)
  • PC, Hard- und Software
  • Nähen, Stricken
  • Pflanzen- und Gartentipps

Wer kommen möchte, muss sich nicht vorher anmelden, sondern kommt einfach zu den Öffnungszeiten. Wenn man aber vorab wissen möchte, ob am geplanten Besuchstag auch eine Fachkraft mit dem spezifischen Fachwissen vor Ort anwesend ist, ist eine vorherige Kontaktaufnahme sicherlich ratsam.

Es werden nur Dinge repariert, die der Besucher zum Repair Café bringt. Ist die Waschmaschine kaputt, so kann man das Problem mit den Experten des Repair Cafés besprechen. Vielleicht findet sich auch ein Gleichgesinnter, der Interesse hat, weiter zu helfen.

Repair Cafés in Deutschland und in Hessen

In Deutschland gibt es rund 380 Repair Cafés (Stand: Januar 2018). In Hessen gibt es etwa 45 Reparaturstellen, so zum Beispiel in Nordhessen in Baunatal und Kassel, in Mittelhessen in Marburg-Cölbe, Gießen und Wetzlar sowie in Südhessen in Bensheim, Darmstadt, Hanau, Langen, Kelkheim und Wiesbaden.

Repair Cafés sind in der Regel nicht jeden Tag und auch nicht ganztägig geöffnet, da es sich um ehrenamtliche Treffen handelt. In welchen deutschen Städten sich Repair Cafés befinden, ist folgendem Link zu entnehmen:

Repair Cafés in DeutschlandÖffnet sich in einem neuen Fenster (gegliedert nach Bundesländern)

Nähere Angaben zum lokalen Repair Café (z.B. Öffnungszeiten, Schwerpunkte) sind der jeweiligen Internetseite zu entnehmen.

Warum ein Repair Café?

Im Repair Café möchte man den Menschen vermitteln, dass Reparieren meist relativ einfach ist, Spaß macht und auch Geld gespart wird. Es wird die Freude am Reparieren, am Selbermachen und am Umgang mit technischen Dingen geweckt. Zudem lernen die Besucher, Gegenstände wieder mehr wertzuschätzen.

Durch die Reparatur von defekten Sachen und ihre Weiterverwendung wird auch das Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten vermittelt, denn es werden Rohstoffe und Energie gespart und damit die Umwelt geschont.

Repair Cafés sind keine Konkurrenz

Die kostenlosen Reparaturtreffen stellen keine Konkurrenz für Reparaturgeschäfte dar, denn Besucher von Repair Cafés sind meist keine Kunden von gewerblichen Reparaturgeschäften. Zudem möchten sie Gegenstände instand setzen, deren Reparatur bei einer Fremdvergabe in der Regel zu teuer ist und sie deshalb im Müll landen würden. Auch werden Besucher, wenn ihnen im Repair Café nicht geholfen werden kann, an Reparatur-Profis verwiesen.

Repair Café als Austauschplattform

Repair Cafés verstehen sich auch als Plattform, bei der sich Menschen treffen und über Reparaturprobleme bei einer Tasse Kaffee oder Tee diskutieren. Wer mal nichts zu reparieren hat, hilft anderen bei deren Reparatur. Eine Leseecke lädt auch ein, in Büchern nach Tipps zum Reparieren und Heimwerken zu suchen. (fra)


Stand: April 2020