Eine Packung Feuchtes Toilettenpapier

Feuchtes Toilettenpapier – Segen oder Fluch?

Kläranlagenbetreiber schlagen Alarm, weil über die Toilette entsorgte Feuchttücher die Abwasserpumpen verstopfen. „ÖKO-TEST“ moniert reizende und Allergie auslösende Stoffe in einigen dieser Produkte. Können sie trotzdem unbedenklich verwendet werden? Der Artikel im „Durchblickportal“ greift diese Fragen auf und gibt Tipps zum richtigen Umgang mit feuchtem Toilettenpapier.

Wasser tut es auch

Statistisch gesehen benutzt jeder vierte Bundesbürger feuchtes Toilettenpapier. Aber ist dessen Gebrauch überhaupt notwendig? Dass man nach Verrichtung des „Geschäfts“ das Bedürfnis nach gründlicher Reinigung verspürt, ist verständlich und in allen Kulturen durchaus verbreitet. Nicht ohne Grund sind in vielen Ländern Vorrichtungen wie Bidet, in die Toilette eingebaute Spülvorrichtungen oder ein simpler, neben dem Klo angebrachter Wasserschlauch üblich. Somit darf als gesicherte Erkenntnis gelten, dass schlichtes Wasser zur Reinigung durchaus ausreichend und geeignet ist.
Dessen Gebrauch wird auch nicht zuletzt wegen des nicht vorhandenen Allergenpotenzials empfohlen. Letzteres ist es nämlich, was in vielen Tests von feuchtem Toilettenpapier in den letzten Jahren stets bemängelt wurde: es enthält Stoffe wie Formaldehyd oder halogenorganische Verbindungen sowie Konservierungsstoffe – allesamt Substanzen, die empfindliche Haut reizen oder Allergien auslösen können.

Wenn’s juckt: Besser darauf verzichten!

Besonders problematisch sind viele dieser Inhaltsstoffe für Personen, die unter Hämorrhoiden leiden. Zwar können Hämorrhoidalbeschwerden nicht durch feuchtes Toilettenpapier ausgelöst werden, aber die Feuchthalte- und Konservierungsmittel in den Tüchern reizen die ohnehin geplagte Haut der Patienten zusätzlich. Deshalb sollte man bei Beschwerden oder Hauterkrankungen im Analbereich auf den Gebrauch dieser Produkte verzichten.

Im Übrigen ist auch trockenes Toilettenpapier nicht frei von „Risiken und Nebenwirkungen“, da es durch die Reibung die empfindliche Haut der Analregion reizen und wund machen kann. Daher wird geraten, möglichst weiches Toilettenpapier zu benutzen und dieses gegebenenfalls mit Wasser anzufeuchten, um die Reinigungswirkung zu verbessern. Danach sollten die gereinigten Hautpartien aber vorsichtig mit trockenem Papier trocken getupft werden. Verbleibende Feuchtigkeit bietet sonst Bakterien und Pilzen ein ideales Milieu zur Vermehrung und zur Bildung von Juckreiz.

Feuchtes Toilettenpapier führt zu Verstopfungen

Probleme ganz anderer Art haben die Betreiber von Kläranlagen zu bewältigen: Tonnen von gebrauchten Feuchttüchern landen dort jedes Jahr und verstopfen die Pumpen. Handfest beim Gebrauch sollen sie sein und sich anschließend möglichst vollständig im (Ab-)Wasser auflösen – ein Widerspruch in sich. Anders als übliches Toilettenpapier sind feuchte Tücher in Wasser recht stabil, und so landen sie fast unversehrt im Klärwerk. Das führt dazu, dass dort ein erhöhter Wartungsbedarf durch mit den Feuchttüchern verstopfte Pumpen entsteht. Die auf diese Weise verursachten Kosten werden – Sie ahnen es schon – auf die Verbraucher abgewälzt.

Aber auch das heimische Abwassersystem kann gegebenenfalls mit den Tüchern überlastet werden – deshalb raten viele Hersteller von feuchtem Toilettenpapier dazu, nicht mehr als drei dieser Tücher zugleich hinunter zu spülen. Auch wenn es beim Gebrauch naheliegend erscheint, so sollte feuchtes Toilettenpapier aus den erwähnten Gründen möglichst nicht die Toilette hinunter gespült, sondern über den Hausmüll entsorgt werden. So bleiben nicht nur den Haus- und Wohnungsbesitzern Unannehmlichkeiten durch verstopfte Abwasserleitungen, sondern auch den Kläranlagenbetreibern aufwendige Wartungsarbeiten und damit letztendlich den Verbrauchern hohe Abwassergebühren erspart.

Fazit

Die Frage, ob der Gebrauch von feuchtem Toilettenpapier sinnvoll ist oder nicht, muss jeder Verbraucher für sich selbst entscheiden. Für die Körperhygiene ist es jedenfalls nicht erforderlich, im Einzelfall ist feuchtes Toilettenpapier aus gesundheitlichen Gründen sogar abzulehnen, und aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist dessen Gebrauch zumindest fragwürdig. 

Stand: August 2019