Frau und Kind trinken Milch

Ist Milch ungesund?

Immer wieder geraten Milch und Milchprodukte in die Negativ-Schlagzeilen. Für Krankheiten wie Akne oder Alzheimer, Knochenbrüche oder Übergewicht – ja sogar Krebs - soll der Verzehr von Kuhmilch verantwortlich sein. Stimmt das oder handelt es sich bei den Behauptungen um Panikmache?

Milch ist Nährstoffquelle seit Jahrtausenden

Milch wird von Menschen seit mehr als 7.000 Jahren als Quelle wichtiger Nährstoffe genutzt. Aktuell liegt der Milchverbrauch in Deutschland bei etwa 190 Gramm pro Tag und liegt damit knapp unter den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die einen Konsum von 200 bis 250 Gramm Milch beziehungsweise Milchprodukte pro Tag empfiehlt. Milch ist ein guter Lieferant für Mineralstoffe und Spurenelemente wie Phosphor, Magnesium, Jod, Zink und Kalzium sowie für die Vitamine B2, B12 und D. Sie liefert außerdem Eiweiß, Fett und Milchzucker (Laktose).

Macht Milch krank?

Intoleranzen und Allergien

Für Personen, die unter einer Laktose-Intoleranz leiden, ist Milch in Reinform tabu. Den Betroffenen fehlt das Enzym Laktase, welches die Laktose im Verdauungssystem in ihre verdaulichen Bestandteile aufspaltet. Fehlt die Laktase, wandert die Laktose unverdaut in den Dickdarm und wird dort durch Bakterien vergoren. Die Folge sind beispielsweise Bauchschmerzen, Blähungen und/oder Durchfall. Bei einer Milcheiweiß-Allergie wehrt sich der Körper gegen die artfremden (Kuh-)Eiweiße, was sich in Atemwegs- und Hauterkrankungen äußert. Auch diese Personengruppe muss auf (Kuh-)Milch und deren Produkte verzichten.

Krebs

Ab einem regelmäßigen Konsum von mehr als einem Liter Milch pro Tag wird Milchverzehr mit einem Risiko für Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Studienergebnisse geben Hinweise darauf, dass ein derart hoher Milch- und Milchprodukteverzehr das Erkrankungsrisiko um 22 Prozent erhöhen kann. Diese Erkenntnisse beruhen auf der bisher nicht bewiesenen Vermutung, dass die mit dem hohen Konsum einhergehende erhöhte Kalziumkonzentration im Blut dafür verantwortlich sein soll. Wie die Begünstigung der Prostata-Krebsentstehung durch Milch genau funktioniert ist noch nicht endgültig geklärt, und die Studienergebnisse lassen sich auch keinesfalls pauschal auf die Entstehung anderer Krebserkrankungen übertragen. In anderen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Fette und Eiweiße der Milch und Milchprodukte das Risiko reduzieren, an Darm-, Brust- und Magenkrebs zu erkranken.

Knochenbrüche und Osteoporose

Schwedischen Untersuchungen zufolge soll ein sehr hoher Milchkonsum für die Zunahme des Risikos von Knochenbrüchen verantwortlich sein. Andere Untersuchungen bestätigen dagegen, dass die in Milch enthaltenen Stoffe wie Eiweiß, Kalzium, Phosphor und Magnesium sich günstig auf die Knochengesundheit auswirken, insbesondere im Kindesalter. Aber: In vielen Studien wurde gezeigt, dass Milchverzehr und die damit einhergehende Kalziumzufuhr eine Entstehung von Osteoporose weder fördern noch verhindern kann.

Akne

Bei exponierten Personen soll Milch eine Verschlimmerung von Akne begünstigen. Die Theorie: Milch enthält für das Kalb bestimmte Wachstumsfaktoren, die bei Menschen, deren eigener wachstumsfördernder Botenstoff genetisch bedingt besonders stark produziert wird, die Produktion von Fett in den Talgdrüsen der Haut verstärken. Diese auf einer epidemiologischen Untersuchung basierende Hypothese ist jedoch umstritten. Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und der Entstehung von Akne.

Übergewicht

Auch die Vermutung, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten zu Übergewicht führt, konnte wissenschaftlich bislang nicht belegt werden. Im Gegenteil: Studien haben gezeigt, dass durch Milchverzehr zum einen das Risiko für kindliches Übergewicht sinkt und zum anderen eine Gewichtsreduktion durch Milchverzehr unterstützt wird -  allerdings nur dann, wenn gleichzeitig die Gesamtenergieaufnahme reduziert wird.

Nervensystem

Ebenfalls keine Beweise gibt es für die Hypothese, dass Milch an der Degeneration des Nervensystems beziehungsweise an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein soll. Gegenteilige Hinweise gibt es allerdings darauf, dass der Konsum von Milch und Milchprodukten vor Demenz schützen kann.

Fazit

Die Liste der Milch und ihren Produkten zugeschriebenen, angeblich krankmachenden Eigenschaften ließe sich noch fortsetzen, zumal ständig neue Hypothesen über die Schädlichkeit von Milch aufgestellt werden. Für viele der Behauptungen ist die wissenschaftliche Beweislage allerdings dürftig, oder sie wurden durch aktuelle Untersuchungen widerlegt.

  • Fest steht: Wer unter Laktoseintoleranz oder einer Milcheiweißallergie leidet, sollte auf Milch und Milchprodukte verzichten.
  • Als weitgehend gesichert gilt die Erkenntnis, dass ein sehr hoher täglicher Milchkonsum das Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs erhöhen kann. Für andere Krebsarten gilt dies jedoch nicht.
  • Wissenschaftliche Institutionen und Fachgesellschaften empfehlen einen moderaten Verzehr von Milch und Milchprodukten. Nicht nur im Kindesalter hat der Verzehr von Milch und Milchprodukten viele positive Aspekte. (ack)

Stand: März 2020