Hanfpflanze

Trendlebensmittel Hanf – vielseitig einsetzbar

Ob Hanfsamen, Hanflimonade, Hanfburger oder Hanfblättertee – hanfhaltige Lebensmittel sind derzeit in aller Munde. Wie gesund sind diese Spezialitäten? Enthalten die Lebensmittel den berauschenden Wirkstoff THC?

Hanf – uralte Nutzpflanze

Hanf (Canabis sativa L.) gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Bereits vor 10.000 Jahren wurde sie in China angebaut. In Hessen ist der Werra-Meißner-Kreis größtes Hanf-Anbaugebiet. Aus Samen, Blättern und Blüten werden unterschiedlichste Produkte hergestellt. So dienen beispielsweise die Samen für die Speiseölgewinnung, als Lebens- oder Futtermittel, die Blätter werden für ätherische Öle oder Tees verwendet.

Lange Zeit war der Anbau von Hanf verboten

Als naher Verwandter des Hopfens ist Hanf ebenso widerstandsfähig und wächst in fast allen Regionen der Welt. In Europa war der Besitz und der Anbau von Hanf lange Zeit verboten. Erst seit 1996 dürfen Hanfsorten als Nutzhanf wieder angebaut werden. Allerdings darf der Nutzhanf nur einen Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) von maximal 0,3 Prozent aufweisen. Die Substanz kann die psychoaktivierende und halluzinogene Wirkung hervorrufen, welche die Pflanze auch als Rauschmittel bekannt macht.

Allerdings unterscheiden sich die THC-Gehälter von Nutzhanf und für den Drogenrausch angebaute Hanfpflanzen. So ist der THC-Gehalt des zum Anbau erlaubten Nutzhanfs deutlich geringer.

Die Inhaltsstoffe der Hanfsamen können sich sehen lassen

Aktuell ist Hanf im Trend und die Supermarktregale sind gefüllt mit Produkten wie Hanfblätter-Tee, Hanfsamen, Hanföl, Hanfmehl oder Hanfgetränken.

Bis auf Hanfblätter-Tees oder einige Hanfbiersorten werden die meisten hanfhaltige Lebensmittel aus den Samen hergestellt.

In Bioläden, Reformhäusern oder in Online-Shops werden die Hanfsamen roh, geschält, ungeschält oder geröstet angeboten. Geschmacklich erinnern sie an Nüsse und sind als herb bis würzig einzuordnen. Daher finden sie in der Küche diese Verwendung: Als Topping in Müslis, zu Joghurt, in Suppen oder Salaten oder als Zutat in Bratlingen oder Gemüsepfannen. Gemahlene Hanfsamen werden außerdem auch als Mehl verkauft und können zum Beispiel beim Backen einen Teil des herkömmlichen Mehls ersetzen. Werden die Samen gepresst, entsteht Hanfsamenöl, welches gut in Pestos oder Dressings passt.

Die Inhaltsstoffe der Hanfsamen können sich sehen lassen. So weisen sie einen hohen Gehalt an Eiweiß auf und liefern alle für die menschliche Ernährung essentiellen Aminosäuren. Besonders interessant für Vegetarier und Veganer: Das Hanfeiweiß ist vom Körper gut verwertbar und sogar vergleichbar mit tierischem Eiweiß.

Außerdem enthalten die Samen hochwertige ungesättigten Fettsäuren: Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren liegen in dem für die Gesundheit wünschenswerten Verhältnis von 1:3 vor. Zudem sind sie reich an Vitamin E, B1, B2 und B6 sowie an den Mineralstoffen Magnesium, Calcium, Phosphor und Eisen.

Positive Wirkung auf die Gesundheit nicht wissenschaftlich belegt

Aufgrund des günstigen Nährstoffprofils werden den Hanfprodukten positive Effekte auf die Gesundheit nachgesagt. So sollen sie beispielsweise cholesterin- und blutdrucksenkend sein oder beim Abnehmen helfen. Diese Behauptungen konnten bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Folglich dürfen die Hersteller auch nicht mit solchen Gesundheitswirkungen werben.

THC-Gehalt in Hanfsamen und Hanfblättern

Neben den Hanfsamen werden auch die Blüten und Blätter der Pflanze als Tees, Hanfbier oder Limonaden verkauft.

Die gesamte Hanfpflanze besitzt sogenannte Drüsenhaare, die ein Harz produzieren, welches zu 80 bis 90 Prozent aus Cannabinoiden besteht. Cannabinoide zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Neben dem THC gehören auch Cannabinol (CBN) und Cannabidiol (CBD) zu dieser Substanzgruppe.

Besonders in den Blättern und im Bereich der Blütenstände sind diese Drüsenhaare besonders dicht. Daher weisen diese Pflanzenteile den höchsten Gehalt an THC auf. In Lebensmitteln aus Hanfblättern und Blüten ist THC somit ein Inhaltsstoff. Allerdings unterliegt der THC-Gehalt von Hanfpflanze zu Hanfpflanze großen Schwankungen – abhängig von der Hanfsorte oder verschiedenen Umweltfaktoren.

Dennoch: Besonders bei Tees aus Hanfblättern werden daher regelmäßig hohe THC-Gehalte oberhalb der Richtwerte nachgewiesen (siehe unten)!

Die Samen hingegen enthalten aufgrund fehlender Drüsenhaare theoretisch keine Cannabinoide.

Dennoch können immer wieder in den Samen Gehalte des THCs festgestellt werden -  teilweise auch hier über den Richtwerten. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass während der Ernte oder der weiteren Verarbeitung die Samen mit THC-haltigen Pflanzenteilen in Berührung kommen.

Seit Januar 2023 gibt es erste Höchstgrenzen für THC in Lebensmitteln

Seit dem 1. Januar 2023 gilt ein THC-Höchstwert für Hanfsamen (3 Milligramm pro Kilogramm [mg/kg]), gemahlene und/oder (teilweise) entfettete Hanfsamen und ausschließlich aus Hanfsamen gewonnene Erzeugnisse (3 mg/kg) sowie für Hanfsamenöl (7,5 mg/kg).

Allerdings gibt es bisher keinen europaweit einheitlichen Grenzwert für sonstige Lebensmittel. Stattdessen hat das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) einen Richtwert für THC in Lebensmitteln als Orientierung für Hersteller sowie die Lebensmittelüberwachung ausgewiesen: 5 Mikrogramm (µg)/kg für alkoholische und nicht alkoholische Getränke; 150 µg/kg für alle weiteren Lebensmittel.

Nach aktuellem Stand der Forschung, so das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), ist bei diesen Richtwerten mit keiner bedenklichen Wirkung zu rechnen. Das BfR weist aber auch daraufhin, dass diese Richtwerte nur vorläufig gelten und weiterhin geprüft werden muss, wie stark die Wirkung durch THC von der Dosis abhängig sind.

Fazit

Hanfsamen weisen eine wertvolle Nährstoffzusammensetzung auf und können für eine schmackhafte Abwechslung in Müslis, Salaten oder Gemüsebratlingen sorgen.

Nach aktueller Stellungnahme des BfR liegen die THC-Gehalte hanfhaltiger Lebensmittel allerdings zum Teil deutlich über den empfohlenen Richtwerten.

Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann auf Distel-, Walnuss oder Leinöl zurückgreifen. Diese Öle weisen ein ähnlich gutes Nährstoffprofil auf und sind zudem wesentlich erschwinglicher.(sie)

Stand: Februar 2023