Leerer Teller mit Besteck

Macht Fasten gesund und glücklich?

Fasten kann Krankheiten heilen und ist gut für die Psyche – so ist manchenorts zu lesen oder zu hören. Deshalb fragen sich viele, ob auch sie es ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden zuliebe einmal mit Nahrungsverzicht auf Zeit versuchen sollten. Was bewirkt Fasten tatsächlich, und worauf sollten Fastenwillige achten?

Was ist eigentlich Fasten?

Unter Fasten wird der zeitlich begrenzte Verzicht auf feste Nahrung verstanden. Fasten hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Ursprünglich religiös motiviert stand dabei die Befreiung von Körper und Seele von überflüssigem Ballast und das Finden der inneren Ruhe im Vordergrund. Hierzulande beginnt die 40-tägige Fastenzeit am Aschermittwoch. Bei praktisch allen heutigen Fastenmethoden wird auf feste Nahrung verzichtet. Allerdings werden bei den meisten Fastenmethoden mindestens zwei bis zweieinhalb Liter täglich getrunken.

Durch Getränke, meist in Form von Tee, Fruchtsäften oder Gemüsebrühe, werden an einem Fastentag nur etwa 250-400 kcal aufgenommen. Da die Energiezufuhr deutlich geringer ist als der Energieverbrauch, werden die Energiereserven des Körpers (Fettgewebe, Muskulatur) mobilisiert. Der nicht erwünschte Abbau der Muskelmasse lässt sich mit leichter Bewegung verhindern.

Die klassischen Fastenmethoden sind übrigens deutlich von der „Null-Diät“ abzugrenzen. Hierbei werden dem Körper keinerlei Nährstoffe zugeführt. Es ist daher davon abzuraten, da diese extreme Form des Nahrungsverzichts ernste gesundheitliche Probleme hervorrufen kann. Wer eine Null-Diät machen möchte, sollte dies ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht tun.

Ist Fasten gesund?

Eine kurze, einwöchige Fastenkur können gesunde Menschen ohne ärztliche Rücksprache durchführen. Wer länger fasten möchte und/oder auf Medikamente angewiesen ist, sollte dies vorher ärztlich abklären. Beispielsweise verdoppeln blutgerinnungshemmende Arzneimittel ihre Wirksamkeit während des Fastens, entwässernde Medikamente muss man während des Fastens absetzen. Auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen, Übergewicht, Allergien oder Depressionen sollte Fasten, insbesondere das sogenannte Heilfasten über drei oder vier Wochen, nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Es existieren nur wenige Studien, die den unmittelbaren Einfluss des Fastens auf die Gesundheit untersucht haben. Das liegt zum einen daran, dass es viele verschiedene Fastenmethoden und somit keinen „Fastenstandard“ gibt. Hinzu kommen unterschiedliche Fastenzeiten von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen. Auch sind die Personengruppen, die Fasten praktizieren, nicht einheitlich. Deshalb ist es schwierig allgemeingültige, wissenschaftlich belegte Aussagen zu den möglichen gesundheitlichen Wirkungen des Fastens zu treffen. Die meisten Erkenntnisse beruhen daher auf Erfahrungen und Beobachtungen.

So spricht einiges dafür, dass Fasten sich positiv auf die Gesundheit auswirkt und beispielsweise das Immunsystem stärken kann. Ein Großteil unseres Immunsystems befindet sich im Darm, der aufgrund der Abwesenheit von Nahrung entlastet wird. Beobachtet wurde auch, dass bestimmte Blutwerte (Glucose, Cholesterin etc.) sowie erhöhter Blutdruck im Verlauf des Fastens sinken können. Ungeeignet ist Fasten zum Abnehmen, da es keine Methode zur längerfristigen Gewichtsreduktion ist. Bei der Aufnahme der alten Ernährungsgewohnheiten steigt das Gewicht meist schnell wieder an. In jedem Fall kann Fasten aber „den Einstieg in eine gesundheitsfördernde Ernährung bereiten“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, da sich die Fastenden häufig mit ihrer Gesundheit und Ernährung auseinandersetzten.

Wie wird eine Fastenkur durchgeführt?

Eine Fastenkur beginnt in der Regel mit ein bis drei Entlastungstagen, an denen noch leichte Kost wie Reis, Suppe oder Obst gegessen wird. Einläufe oder auch die Einnahme von Bittersalzen helfen mit, den Darm zu reinigen.

Die Umstellung des Körpers auf die eingeschränkte Nährstoffzufuhr erfordert vom Fastenden vor allem in den ersten drei Tagen ein gewisses Durchhaltevermögen, da nicht selten das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln aufkommt. Manche Menschen frieren auch leichter oder fühlen sich müde. Wenn man zu wenig trinkt können Schwindel oder Kopfschmerzen auftreten. Deshalb sollte während der gesamten Fastenperiode auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von zweieinhalb bis drei Litern pro Tag geachtet werden.

Macht Fasten glücklich?

Nach der Anfangsphase überwiegen die positiven Gefühle. Die Fastenden fühlen sich glücklicher und erleben den Alltag bewusster und intensiver. Dass Fasten körperliche und seelische Effekte haben kann, ist seit Jahrhunderten in vielen Kulturen bekannt. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass selbst kurzzeitiger Nahrungsentzug sich auf den Gehirnstoffwechsel auswirkt.

Fastenbrechen

Die Fastenzeit sollte nicht abrupt beendet werden. Das Fastenbrechen geschieht am besten schonend mit einigen Aufbautagen, um den Körper und insbesondere das Verdauungssystem wieder an eine normale Nahrungszufuhr zu gewöhnen. Beginnen kann man mit sorgfältig gekautem Obst wie einem Apfel. Später können dann gekochte Gemüse, Suppen, Reis, eingeweichtes Getreide oder auch Sauermilchprodukte hinzukommen. Wer zu schnell zu Bratwurst und Sahnetorte wechselt, überfordert Magen und Darm, so dass Bauchschmerzen folgen können. (ack)

Stand: Februar 2020

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