Zwei Jugendliche schauen auf ihr Smartphone

Erhöhter Datenverkehr in der Coronakrise - Hält die Infrastruktur das aus?

Das Internet und unser smarten Geräte sind wahre Energiefresser, denn egal ob Streaming-oder Messengerdienste, digitales Bezahlen oder das Speichern von Daten in der Cloud – der Datentransfer ist für einen immer größeren Strombedarf verantwortlich und damit auch für steigende CO2-Emissionen. Manch einer fragt sich, ob das Internet bald zusammenbricht. Was kann man tun?

Den Krimi am Sonntagabend verpasst? Kein Problem, denn durch die Mediatheken im Internet kann man heutzutage viele Sendungen auch nachträglich anschauen. Filme und Musik werden immer öfter über Streamingdienste abgerufen. Das Besondere dabei: Die angeklickten Videos und Songs werden nicht auf Smartphones oder den Computer heruntergeladen und abgespeichert, sondern direkt im Netz abgerufen und angeschaut.

Digitale Stromfresser

Doch was Viele nicht wissen: Das Surfen im Internet, samt Streamen von Filmen, Googeln oder Hochladen von Fotos weist einen enormen Energieverbrauch auf. Schreitet die Digitalisierung weiter so schnell voran wie bisher, wird dieser Verbrauch noch weiter anwachsen.

Nach eigenen Angaben des Unternehmens braucht eine Suchanfrage auf Google etwa 0,0003 Kilowatt Strom. Pro Minute werden an Google weltweit knapp vier Millionen Suchanfragen gestellt! Rechnet man diese Stromkosten auf ein Jahr hoch, benötigt die Suchmaschine vermutlich ähnlich viel Energie wie die Stadt San Francisco.

Dabei sind Anfragen auf Suchmaschinen nicht mal die größte Stromverschwendung. Auf der Couch lümmeln und die Lieblingsserie auf einem Streamingportal anzuschauen, frisst nämlich noch wesentlich mehr Energie. Denn um Filme und Serien auf dem Bildschirm flimmern zu lassen, müssen in jeder Sekunde Daten quer durch die Welt geschickt werden. Je höher die Auflösung des Online-Videos, umso höher ist der Datenverkehr.

Ein noch größerer digitaler Stromfresser als das Streaming ist Kryptowährung. Eine einzige Transaktion mit Bitcoins benötigt die gleiche Strommenge, wie ein Kühlschrank für acht Monate. Grund: Für die Verschlüsselung der Währung ist ein hoher Datentransfer nötig.

CO2-Ausstoß durch Streamen, Chatten und Downloaden ist genauso hoch wie beim Fliegen

Im Rahmen einer Untersuchung der Non-Profit-Organisation „The Shift Project“ wurden etwa 170 internationale Studien ausgewertet, die sich mit den Umweltauswirkungen von digitalen Technologien beschäftigen. Dabei kam heraus, dass die Digitalisierung aufgrund des hohen Stromverbrauchs mittlerweile 3,7 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes ausmacht – Tendenz steigend (Stand 2018). Im Vergleich: Der internationale Flugverkehr macht einen Anteil von etwa 2,5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Demnach entsteht durch den digitalen Datentransfer mittlerweile mehr Kohlendioxid als durch den Luftverkehr.

Übrigens: Etwa 80 Prozent des globalen Datenverkehrs machen mittlerweile Videos aus. Jährlich werden hierfür etwa 300 Millionen Tonnen CO2 produziert. Eine Menge, die Spanien alleine in einem Jahr ausstößt.

Ist es egal, ob wir im WLAN sind oder mobile Daten nutzen?

Der meiste Strom wird verbraucht, wenn wir die Daten im Mobilfunk abrufen. Wer im WLAN streamt, entscheidet sich für die stromsparendere Variante. Doch warum ist das so?

In Deutschland läuft der Großteil der Datenübertragung über alte Kupferkabel. Diese brauchen ein wesentlich stärkeres Signal, um die Daten von Ort zu Ort zu transportieren. Dementsprechend wird auch mehr Energie benötigt.

Werden künftig Glasfaserkabel verlegt, könnte auch die Datenübertragung via Mobilfunk wesentlich stromsparender ablaufen. Die Datenübertragung bei Glasfaser erfolgt per Licht. Aktuell bestehen allerdings gerade mal zwei Prozent der Breitbandanschlüsse aus Glasfaser.

Jetzt darf man nicht mal mehr die Lieblingsserie beim Streamingdienst schauen?

Ob man nun auf den Online-Serienmarathon verzichten möchte, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Doch lohnt es sich, einmal den eigenen Konsum von diversen Online-Diensten zu beobachten und zu überdenken. Vielleicht schon deshalb, um sich mal etwas BildschirmpauseÖffnet sich in einem neuen Fenster zu gönnen. Wie wäre es stattdessen mit einem Buch oder dem Frühjahrsputz?

  • Wer auf die Bildschirmunterhaltung nicht verzichten möchte, kann CO2 einsparen, indem er auf den klassischen, analogen Fernsehanschluss zurückgreift, statt Filme und Serien in den Mediatheken oder bei den Streamingdiensten abzurufen.
  • Und wenn doch Streamen? Vielleicht muss es ja nicht immer in der höchsten Auflösung sein. Oft kann man die Videos auch in geringerer Qualität abrufen und trotzdem erkennen, was auf dem Bildschirm gerade abläuft.
  • Entscheiden Sie sich für einen Bildschirm. Versuchen Sie achtsamer Filme zu schauen und legen Sie das Handy mal zur Seite. Wer während des Streamens auch noch mit dem Smartphone surft, verbraucht zusätzlich Datenvolumen.
  • Nutzen Sie zum Musik hören keine Videoportale, schließlich läuft hier neben der Musik jedes Mal auch noch ein Video ab, welches unnötig Datenvolumen verbraucht.

Clean Clicking: Woher kommt der Strom der Streaming-Anbieter?

Greenpeace untersuchte in einer StudieÖffnet sich in einem neuen Fenster woher der Strom kommt, den die Rechenzentren der Streaming-Anbieter beziehen. Dabei entwickelte die NGO einen „Clean Energy Index“, abhängig vom Gesamtstromverbrauch des Unternehmens und dem Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien. Je geringer der Stromverbrauch und je höher der Anteil an „grünem“ Strom, umso besser die Benotung durch Greenpeace. Bei den Musik-Streamingportalen schnitt dabei iTunes am besten ab, bei den Video-Diensten Youtube.(Sie)

Stand: März 2020